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Elisabeth 2007: Die Themen

 

Elisabethausstellung des ADK 2007 in der Papiermühle Kirchhain, An der Wohra 9

Ein Ziel des Arbeitskreises Dörfliche Kultur (ADK), "Biologisch erzeugte und fair gehandelte Nahrung für alle" - schon in der großen Ausstellung "Wir nähen das 'Hungertuch', das 'Lebenstuch' für die Dörfer" kritisch vor Augen gebracht -, traf sich mit der Arbeit des Weltladens Marburg, der Elisabeths "Speisegesetz", kein unrecht erworbenes Gut zu verzehren, zur Richtschnur des Fairen Handels zu machen versuchte und seine "FairWunderTüten" damit schmückte, und mündete im Titel dieser ADK-Ausstellung vom Pfingstmontag bis zum 14.Oktober 2007

"Elisabeths Rosen sind Brot für alle Welten".

Elisabeths Brote und ihre Rosen schufen auch die Verbindung zur Arbeit der Elisabethschule Marburg. Die "Rosengebildbrote", von einigen Klassen gegen Spende für die "Marburger Tafel" hergestellt, finden sich hier neben den großen Leihgaben "Elisabeth mit Rosen", bemalte Keramik von Zlata Baranyi-Markov, um 1970, Kroatien, und den schönen Kunstblättern zum edelsteingeschmückten Schrein der Hl. Elisabeth zu Marburg (Richard Hamann, N.G.Elwert u.B.Braun 1922).

Ein Detail daraus bildet den ersten Blickpunkt der Ausstellung im Eingangsbereich der soeben vollendeten Renovierung dieser Mühle, die heute mit ihrem alten und nun noch zwei weiteren Namen geschmückt wird.

Den zweiten Blickpunkt im Eingang bilden die Wiedergaben der frühen Elisabeth-Wandbilder in der Kirche zu Mardorf (Amöneburg), schon vor der Weihe der Elisabethkirche Marburg geschaffen, inmitten der benachbarten, auf Elisabeth bezogenen Kirchen.

Daneben wird versucht, als dritten Blickpunkt Elisabeths vermutbaren Bezug zu Mühlen anzusprechen. Elisabeth öffnete während der großen Hungersnot 1225 die Kornkammern der Wartburg und verteilte das Korn zum Mahlen in den Mühlen für die Hungernden. Daher zeigt die Papiermühle zum pfingstlichen Mühlentag 2007 gleich am Beginn der Ausstellung Mühlen in Marburg zu Elisabeths Marburger Zeiten: Elisabethmühle, Deutschhausmühle (dort wusch sie die Hospitalwäsche auf einem Schieferstein), die Herrenmühle, die Weidenhäuser Mühle und vor allem die Grüner Mühle. Eva Finkenstädts Buch "Das Herdfeuer - der Weg" läßt die Grüner Müllerin Bertha anschaulich davon erzählen, und einige Schwerpunkte dieser Ausstellung finden sich darin wieder: das Rosenwunder, die Mantelspenden, Lebensmittel der Zeit (Äpfel, Gewürze...), die großen Feste, z.B. Elisabeths Markt.
Natürlich fehlen dabei auch nicht Informationen zur Papiermühle und zur mühevoll aber doch endlich geretteten Brücker Mühle, wenn auch im Interesse der Elisabethausstellung sehr gekürzt.

Als einem möglichen Rundweg durch die Ausstellung kann man dem sichtbaren "Roten Faden" folgen, man kann aber auch ohne Reihenfolge die einzelnen Bereiche schnell überblicken oder gründlich erforschen. Im Café-Raum findet man sich natürlich bei Rosen und Brot wieder, bei Speisegesetzen, Rosen- und Pfingstrosenwundern, der ungarischen Pfingstrosenprinzessin und dem Früchteteppich aus Sämereien, einer Tafelmalerei aus der Steiermark nachgebildet.

Der weiterführende Gang und der große Raum rechts zeigen die Elisabethstatue neben "Elisabeth im Apfelgarten", umgeben von den Themen "Mantelspende", "Elisabeths Gewänder", "Wolle spinnen" als Lebensunterhalt Elisabeths besonders in ihrer Marburger Zeit, und die Wiedergaben der drei wunderbaren Wandteppiche aus Wienhausen, Marienberg und der Wartburg, die ihren ganzen Lebensweg nachzeichnen.

Die Verehrung Elisabeths in aller Welt zeigt die "Dreikronen-Elisabeth" von Kleve am Niederrhein, die zum Thema "Freundschaften von langer Hand" führt. Hier hat die langjährige Zusammenarbeit des ADK mit dem Klever Verein für Kultur und Geschichte bewußt gemacht, daß neben den gegenwärtigen Arbeitszielen beider Vereine, verlassene Kirchen und Gartendenkmäler betreffend, eine Jahrhunderte lange Verwandtschaft herrschender Häuser zwischen Thüringen, Niederrhein, Hessen und Waldeck besteht, die sich alle auf Elisabeth beziehen lassen. Deshalb sind hier auch Elisabeths Verwandtschaften in Ungarn, Meran, Thüringen und Hessen angesprochen, wird ihrer Tante, der Hl. Hedwig von Schlesien, der Schwester ihrer Mutter Gertrud, gedacht wie auch ihrer "Großnichte", der Hl. Elisabeth von Portugal, von der ebenso das Rosenwunder erzählt wurde, und auch unter den Nachkommen ihres Bruders Bela sind Frauen heilig gesprochen worden.

Schon in ihrer frühen ungarischen Zeit war Elisabeth die Pfingstrosenprinzessin, liebte Tanz und Musik, später kannte sie Kunst, Literatur und Meditation - Elisabeth, die Psalter-Leserin, das alles angedeutet in drei Vitrinen, ausgelegt mit Kunst-und Buchtradition aus dem wunderbaren Nachlaß von Hans Huber, Schönstadt, begleitet von den Elisabeth-Kalligrafien von Irmgard Bott und den Forschungen von Siegfried Becker zur Namenstradition "Elisabeth", unserer "Sonne".

Dieser Raum beleuchtet auch ein weiteres Arbeitsziel des ADK, Gärten, Lebensgärten, zu erhalten. Die Klever Gärten wurden bereits als "Europäisches Gartendenkmal" ausgezeichnet.

Der Alte Botanische Garten Marburg, ebenso bedeutend, wird dagegen durch die Campus-Planungen der Philippsuniversität bedroht.

"Elisabeths Blumen" - aus Stein in ihrer Kirche, lebend im Gartendenkmal ABG im Schatten ihrer Kirche, beide auf ehemaligem Deutschorden-Boden, werden in einem soeben erschienenen Büchlein vom ADK und dem Freundeskreis ABG angesprochen.

Der kleine Raum, das "Kabinett" mit dem Notausgang zum Mühlenhof, schildert Elisabeths Marburger Zeit vor allem im Blick auf ihren "eigenen Pfad" von Marburg nach Altenberg über Altenvers (Einkehr in der alten Kirche mit der Hufeisenapsis und den alten Bäumen), Weipoltshausen mit ihrem Pilgerzeichen auf der Glocke (hier hat sie wiederholt übernachtet), und Hof Haina-Biebertal, wo von ihrem zweiten Rosenwunder erzählt wird.

Der ADK bezieht sich hier auf die grundlegende Arbeit 1983 von Jakob Wagner, Rollshausen, dessen Büchlein zum historischen Elisabethpfad z.Zt. wieder aufgelegt ist. Dabei werden neben dem alten Jakobs- Pilgerweg nach Santiago de Compostela auch viele erdachte neue Pilgerwege angesprochen, die alle auf Elisabeths Heiligsprechung beruhen. Auch der ADK versucht, einen kunstgeografischen Pilgerweg zwischen den von ihm mit der Pilgermuschel ausgezeichneten, von Bürgern geretteten Denkmälern zu schaffen. 2007 am Tag des Offenen Denkmals am 9.9. wird er die verlassene Kirche Altenvers, in der er auch zusammen mit dem örtlichen Verein für Geschichte und Volkskunde Lohra eine Kleine Elisabethausstellung zeigt, mit der Pilgermuschel auszeichnen.

Mit Altenvers ist auch die Arbeit für die Rettung der verlassenen Kirchen und die Schaffung des Begriffes "Kirchgarten" angesprochen. Der Zusammenhang mit Elisabeth wird besonders deutlich in einer Bott-Kalligrafie zur verlassenen Kirche Bürgeln. Dort heißt es nach der großen Kunsthistorikerin Lottlisa Behling: "Der Feldahorn schmückt das Grabmal der Hl. Elisabeth in ihrer Kirche zu Marburg. Er soll darauf hinweisen, daß Elisabeth dem an den Wassern lebenden, schattenspendenden Ahorn gleicht, der als Symbol der guten Werke gilt. Denn wie der Ahorn mit seinen breiten Blättern geschmückt wird, so der Gerechte mit guten Werken." Deshalb steht hier inmitten "ihrer" bei ihrer Heiligsprechung von ihrem Schwager Konrad verteilten Kerzen auch die neue Elisabethstatue von H.H. Thielemann, alle Bereiche der Elisabethausstellung zusammenfassend.

"Elisabeths Rosen sind Brot für alle Welten"
und
"Elisabeth im 'Goldenen Schnitt' fairer Zeiten"

sind Zitate aus der ADK-Veröffentlichung "Himmelsblumen - die liebe Hl. Elisabeth", die in der kritischen Frage endet: "Firmt Elisabeth - das 13Jh. - uns im 3. Jahrtausend zum fairen Umgang mit allen Geschöpfen der Erde - ohne das Befolgen einer wie immer gearteten Mission zu erwarten?"

 

Sankt Elisabeth

Die Stadt hat sich geschmückt
zu Deinem 800. Geburtstag im Jahr 2007.
Wunderfahnen wehen von Gebäuden,
zeigen Aspekte der Faszination,
die Du noch und immer wieder ausstrahlst,
ebenso wie die vielen Veranstaltungen,
bunt Gemischtes aus Anlass des Festjahres.

Ein neuer Pilgerweg auf Deinen Spuren
führt von Eisenach nach Marburg,
eine neue Orgel schmückt die Kirche
Deines Namens über Deinem Grab,
und dem Schloss gegenüber ist dem Spiegelslust-Turm
ein äußeres großes Herz gewachsen
und kann per Anruf zum Leuchten gebracht werden.
Spirituelles und Profanes vereint, um viele
in die Stadt zu locken; Geist und Kommerz.

Auch ich bin gekommen,
Dich zu ehren und zu suchen mit innerem Herzen,
die Orte Deines unglaublich radikalen, kurzen Lebens,
und jene, die in der Folge daraus entstanden.
Wie warst Du wirklich, heimatloses Königskind?
So spärlich die Quellen, subjektiv den Absichten dienend
derer, die Dich für ihre Zwecke benutzten.

Es scheint, als ob die Mächtigen folgender Zeiten
Deine Machtlosigkeit ummünzten,
aus Deiner Armut Kapital schlugen,
auf Deinem Dienen ihr Herrschen begründeten.
Im Leben missachtet, im Tode vergöttert!
Was wäre Marburg ohne Dich?
Groß die Spanne vom Aufschwung als Wallfahrtsort
über die Keimzelle des Hessenlandes
zur ersten protestantischen Universität.

Polaritäten bestimmten Dein Leben.
Und polarisierend wirkst Du noch heute.
Aber wie wir Dich auch interpretieren mögen:
Dein Feuer sich verströmender Liebe
lodert hell durch die Jahrhunderte,
auch uns zu entzünden, wenn wir versuchen,
Dich mit unseren Herzen zu erfassen.

Elke Schumacher, April 2007