Der Arbeitskreis Dörfliche Kultur e.V.(ADK), der den historischen Elisabethpfad von Jakob Wagner, 1983, unterstützte, hat auch 2006 bei seiner von Dr. H.J.Wagner, Jakobs Bruder, von Irmgard Bott und Dieter Woischke überarbeiteten und ergänzten Wiederherausgabe geholfen. Dieter Woischke erarbeitet z.Zt. eine genaue Wegkennzeichnung des historischen Elisabethpfades. Der Arbeitskreis Dörfliche Kultur e,V., 1986 aus dem Förderkreis Alte Kirchen hervorgegangen und in der Folgezeit mit hohen Preisen ausgezeichnet, hat seit 2000 ein "Pilgerwegenetz im kunstgeographischen Sinn" erarbeitet, das gefährdete, von Bürgern erhaltene Kulturdenkmäler, vor allen verlassene Kirchen, untereinander verbindet. Dabei gibt es Übereinstimmungen mit dem Brauch in England, verlassene Kirchen "Pilgerkirchen zur Meditation" zu nennen und mit gekennzeichneten Pilgerwegen und kulturellen Veranstaltungen zu vernetzen. In diesem kulturellen Sinn, den die Pilgerwege zu Heiligtümern auch tragen und den die Sprachentwicklung aufgenommen hat, würdigt der ADK die meist jahrelange schwierige und oft auch gefährliche Arbeit engagierter Bürger, landschaftliche Kulturdenkmäler zu retten, mit dem "Zeichen der Jakobsmuschel an der Tür". Im Mittelalter wurde sie am Gewand getragen als Nachweis der Pilgerreise zu Jakobs Grab in Santiago de Compostela in Spanien. Die "Jakobsmuschel an der Tür" dient als Nachweis der schwierigen, manchmal erfolgreichen erhaltenden Bürgerarbeit gegen den Strom der Zeit und als Hinweis auf eine "glückliche Zukunft". "Wanderwege aller Orten werden mit dem Symbol
eben dieser Muschel geschmückt
und erinnern an den reinigenden Gebrauch der
Pilgerschaft, früher oft auferlegt, heute
frei gewünscht. Unsere Empfindungen stocken in der
Atemlosigkeit des Alltags der geschäftigen Welt und
wir erfahren zunehmend den Wunsch nach Stille,
um so im lebendigen Fluss zu bleiben und die
Harmonie der Bewegung zu erleben. So machen
sich viele Menschen auf den Weg.
Es sind Pilger auf Pfaden, Wegen, Straßen wie
auch Reisende im Geist." Im Jahr 2000 begann die "Jakobsmuschel an der Tür"-Reihe
mit der verlassenen Kirche Wommelshausen,35080 Bad Endbach
mit ihrer schwierigen, doch glücklichen Rettung. Die Jakobsmuschel 2007 -im Elisabeth-Jubiläumsjahr- erhält die verlassene Kirche Altenvers, 35102 Lohra. Altenvers ist in Deutschland die einzige erhaltene alte Steinkirche
mit hufeisenförmiger Apsis, die von Bürgern und Vereinen
vor dem 1970 beschlossenen Abbruch gerettet wurde - das
Hessische Denkmalschutzgesetz wurde erst 1974 nach starkem
Widerstand von Bürgern gegen die "Flächensanierung"
verabschiedet, so dass die "objekterhaltende Sanierung"
Gestalt annahm. Zunächst nahm Dr.Heinrich Rexroth von
der Initiativgruppe Marburger Stadtbild, die gerade das Buch
"Marburg im Abbruch" herausgebracht hatte, die renovierungs-
bedürftige Kirche und erneuerte den Dachstuhl der Apsis.
In der Zwischenzeit hatten Irmgard Bott und Jean Chanel
den Förderkreis Alte Kirchen (Marburg) gegründet, der die
verlassenen Kirchen Bellnhausen/Gladenbach, Bürgeln/Cölbe,
Niedereisenhausen/Steffenberg und Volpertshausen/Hüttenberg
in sein Eigentum nehmen konnte. Ihnen gelang es auch 1980
den bekannten Heimat-und Geschichtsforscher, Landwirt Jakob
Wagner, Rollshausen, dafür zu gewinnen, den Verein für Geschichte
und Volkskunde Lohra zu gründen, der dann die Kirche übernahm
und vollständig renovierte. Das ist in hervorragender Weise sehr
denkmalgetreu mit Erhaltung von Altar, Bänken und Emporen
-die Kanzel war schon vernichtet- freigelegten Wandmalereien
und Barockrosen auf den Bankwangen und Pflege des Kirchhofes
mit seinen beeindruckenden alten Bäumen gelungen. Wann immer Elisabeth auf ihrem Pfad - Spindel und Buch zur Hand- nach Altenvers ging, ihre Tochter Gertrud zu besuchen, verweilte sie zu Gebet und Meditation auch in dieser alten Kirche und ihrem Kirchgarten. Erinnerungen daran sind in den Dörfern jung geblieben. Deshalb wird im Elisabeth-Jubiläumsjahr 2007 das von Jakob Wagner schon 1983 herausgebrachte Büchlein "Die heilige Elisabeth und der Elisabethpfad" neu und ergänzend überarbeitet erscheinen, um unter all den modern gewordenen Elisabethpfaden den Weg kenntlich zu machen, den Elisabeth selbst oft gegangen ist. Die Verleihung der Jakobsmuschel gründet sich neben all diesem auch darauf, dass der Verein- nach Jakobs Tod nun unter der Leitung seines Bruders Dr. Justus Heinrich Wagner, deutlich machen konnte, dass verlassene Kirchen keine neue Nutzung brauchen. Es genügt, die neben der liturgisch-kirchlichen bereits vorhandene kulturelle Nutzung engagiert weiterzuführen. Das ist in Altenvers ganz hervorragend gelungen. Die Altenverser und die beiden Altenverser Kirchen beteiligen sich inzwischen an dieser kulturellen Arbeit, die aufzuzählen ein ganzes dickes Buch füllen würde. So ist Altenvers beispielhaft für alle verlassenen und geretteten Kirchen, von denen immerhin noch 12 weitere allein im Kreis Marburg-Biedenkopf liegen.
Irmgard Bott 2006, 2007 |